Dienstag, Juli 12, 2011

Entzugsmedley

Höre ein Lied und denke, es passt. Es passt zur Zeit aber sowieso alles. Ich bin fiebrig. Nicht im positiven Sinne. Ich hoffe, mein Körper erkennt die Notwendigkeit, erst noch die Wohnung klar zu machen, bevor er sich verabschiedet. Herz schlägt in ungesundem Rhythmus, Raum dreht sich, Welt wird Karussel. Würd gern ne Woche krank machen vom Leben. Steht schon im Kalender. Aber eine Woche muss ich noch, eine Woche lang wird noch an Wänden abgestützt, Hände an Tischplatten geklammert, konzentriert ruhig geatmet. Danach ist egal. Radio hits home today. Schon wieder ein Lied das passt. Es geht viel um Drogen, ich nicke manisch dazu. And is it true that devils end up like you? - if only you knew.
Ich lese von Depressionen, zertrete Käfer und sofort tuts mir Leid - mein Leben spielt Rodeo und mir wird schlecht, wie ich so halb auf dem Boden schleife und das Himmelblau durch mein Sichtfeld huscht, als wollte es entkommen. Und in allem ist es schön. In all seiner Schrecklichkeit, die sich um meinen Hals legt und zudrückt, bis ich Sterne sehe. Es ist ein Höllentrip. Der Wahnsinn. Wie auf der Achterbahn, bevor das Adrenalin all die Glücksgefühle freizsetzt, aber man schon weiß, dass sie kommen. Noch ein Stück. Leben ist alles in allem ein Ausdauersport, wenn ich es mir recht überlege.
Meine Finger zeichnen die eigenen Blutspuren nach, ohne damit etwas anfangen zu können: Halleluja, Sushi Sushi, Bang Bang, gongo - Das ist der Sommer. So weit, so gut. Es kommt immer wieder Licht. Manchmal Tageslicht, manchmal PeterLicht. Hoffnung ist gesetzt und ist die Tapete, die hinabblickt auf das epileptische Zucken und den Schaum vorm Mund. Das ist der Sommer. They tried to make me go to rehab. I said yes, yes, yes. Denn mein Therapeut und ich, wir haben die Schuldigen erkannt. Ich sag ja - mein Radio platziert Schlag um Schlag direkt im Epizentrum der Schicksalhaftigkeit.
Kann nur erleichtert sein, dass ich schon immer ein Fan von Selbsterfahrung war - anders ginge das hier grad gar nicht. Belügst du mich, belüge ich dich - ich weiß, wir fallen. Es ist faszinierend in all dem Ekel. Ich kann plötzlich nachvollziehen, warum Menschen sich bis oben hin mit Heroin und sonstigem zuballern. Und dass man am Ende, wenn der letzte Rest Selbst von Chemikalien aufgefressen ist, nicht ertragen kann, sich beim Entgiften zu zu sehen, ist nur folgerichtig. Nur mein Herz bricht und es tut nicht weh. Ich denke mir, da geht noch was. Und wieder einen Schritt weiter, wieder etwas auf diese zwei Quadratmeter Glückleuchtfläche geschrieben, das viel länger hält als irgendein Tattoo. Wenn der Nebel geht und das Warten kommt. Das gehört auch dazu. Das Fieber und das Kotzen und am Rand tanzen, ohne runter zu fallen - hoffentlich. Schluss, aus, raus, wir schließen.

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