Samstag, August 29, 2009

Was wir machen

So heißt ein Lied von Spillsbury und das spukt mir grade im Kopf rum.
Ich lese zur Zeit circa ein Buch pro Tag und habe mich an den Gedanken an einen Zahnarztbesuch soweit gewöhnt, dass ich gar keine Panik vor Montag schiebe - zumindest gerade nicht.

Gestern meinte ich noch, der Sommer wäre unglaublich lang, heute liegt ein verlorenes Häufchen Schnee auf unserem Hof und wartet in dieser gar nicht so lauschig warmen Nacht darauf, wegzutauen. Vielleicht ist aber auch Morgen noch etwas davon übrig.
Irgendwo in der Straße singt eine Gruppe betrunkener Jugendlicher Kling Klang und hat sich dermaßen in die Bridge verliebt, dass sie zur dritten Wiederholung ansetzt - vielleicht wissen sie aber auch nicht, wie es weiter geht. Dass sie überhaupt soweit gekommen sind, erfüllt mich mit einer spontanen Sympathie. Vielleicht geht das Gute in der Welt nie so ganz verloren.

Heute las ich "Everything is illuminated" zu Ende, dachte an Post Modernism und meine ungeschriebene Bachelorarbeit und darüber nach, wie man sich in relativ kurzer Zeit mit Verhaltensmustern anfreunden kann, die bis vor kurzem noch keine ernstzunehmende Option darstellten. Ich wage etwas neues hier gerade und halte still, halte aus, denke bisweilen 'das geht nicht mehr, das reicht nicht hin und nicht zurück' und in Momenten wie diesen 'Es kann funktionieren' und 'Manche Dinge muss man bis zu Ende ausprobieren, bevor man weiß, ob sie etwas bringen'.
Ich fühle mich philosophisch zwischen Vor- und Rückblenden und reduziere die Anzahl der täglich geschickten SMS auf 1. Ich bin stolz auf mich. Ich habe noch nie versucht mit diesem Werbungsbestreben, das mir so unglaublich viel Spaß macht, am Punkt des Gescheitertseins aufzuhören. Bis jetzt. Ich backe nichts und singe nichts und weine nicht und schreibe nichts. Ich gebe mich und dieses Unterfangen verloren und bin damit frei für den nächsten Startschuss, wenn er fällt. Wobei ich nicht glaube, dass das allzu bald sein wird. Eine so großgewachsene Frau verschwindet schließlich nicht einfach mal so.

Dennoch. In diesem Moment bin ich versöhnt mit der Welt. Was wir machen nennen wir "Askese", weil es all das ist, was wir niemals sein könnten. Nicht mal in Lichtmomenten. Nicht mal in Gedanken.

Letzten Montag sah ich "Oben" in der Vorpremiere - ein Film, der unter anderem mit einer wunderbaren Rahmengeschichte ausgestattet ist über Ellie und Carl. Und wie ich Ellie da so über die Leinwand fegen sah, musste ich an Maria denken, die sich in Hildesheim mit Arbeit zuschaufelt und Leuchtfeuer aufschichtet am Horizont. Und ein wenig später noch, auf dem Heimweg schon, habe ich gehofft, dass unsere Leben am Ende, in der Retrospektive, nicht zu einem Roman, sondern zu einer Kurzgeschichte würden. Dass man uns die Gnade der begrenzten Zeit und erhöhten Intensität zugestehen möge und anstelle eines Epos' einen Episodenfilm ansetzen könnte. Aus Scheitern und Erfolg, der am Ende die Überzeugung zurücklassen würde, dass da noch mehr, noch viel mehr gewesen ist, das ohne unseren Atem, unseren Herzschlag, unsere Augen unmöglich reproduziert werden könnte und doch existiert hat.
Kinderfilme lassen mich oft seltsam zurück. Das kann man hier sehen.

Und während ich mit dem Finger über vorbeirauschende Landschaften fahre, erklingt vom Fahrersitz ein leises aber bestimmtes: "Wir sind da."

Sonntag, August 16, 2009

Wo man hingeht, wenn man nur noch nach vorne kann

Was ich hier schreibe ist vielleicht eine Reaktion. Vielleicht nur die Spiegelung eines Impulses. Aber es ist. Das ganz sicher.

Wir sitzen in diesem unglaublich heißen Sommer, wie in einem Gewächshaus: Die Augen festgeklebt am Unendlichblau, die Hände nur halbwach an der warmen Erde. Die Luft um uns herum steht, sie zwingt uns in einer Enge mit uns selbst zu leben, die wir uns abgewöhnt und beinahe schon vergessen hatten. Es weht kein Wind um uns herum oder an uns heran, die Luft berührt uns einfach, presst sich auf unsere Haut und hält uns fest. Sie zerstört Illusionen von "Weit weg", indem sie uns so fest_hält: Die Welt ist direkt an uns dran. Sie lauert an unseren Körpergrenzen, bedrängt uns beinahe und bebt ein bisschen mit unserem Herzschlag, da wo sie uns berührt.
Es ist atemberaubend. Während wir versuchen alles hinter gläsernen Wänden außen vor zu lassen, macht uns diese intensive Begegnung mit uns Selbst - mit diesem Selbst, das wie eine Wolke um uns herumschwebt und von unserer Haut tropft - die macht uns zu flirrenden Molekülen. Und wir müssen nicht die Hand auf das Glas legen, ja wir müssen nicht einmal hinausschauen, um zu wissen, dass es auch draußen flirrt.
Die Luft drückt sich auf unsere Haut, als wollte sie mit uns schlafen - jetzt gleich und hier - und Innen wird Außen, wir zum Glashaus und du sitzt mir vielleicht gegenüber, vielleicht atme ich dich aber auch oder bin am Ende sogar Du. Vielleicht schleicht ihr an meinen Grenzen entlang. Vielleicht umschließen sie euch schon längst. Ich kann euch fühlen, wie ich hier so sitze: Die Augen festgeklebt am Unendlichblau und die Hände nur halbwach.

So fühlt sich das an. Noch ein Sommer für die Ewigkeit. Immer wieder Herz in die Luft und warten, wer es fängt. Ein Sommer für die Ewigkeit.




Und der Impuls? Von wo? Hier.

Samstag, August 08, 2009

Xenos! Ich bin enttäuscht!

Morgen Abend bin ich zu Fines Geburtstag in Leipzig geladen... deswegen war ich gerade in Dessaus Xenos, um nach irgendeinem Geschenk Ausschau zu halten - Und unfassbarerweise bin ich NICHT fündig geworden! Das passiert mir zum ersten Mal! ... Es könnte allerdings auch daran liegen, dass ich den Laden mit einer gewissen Unlust Kitsch zu verschenken betreten habe. Wer weiß?

Heute ist Gartenreichtag und zig Menschen tummeln sich mal wieder auf unserem Kirchturm. Zumindest noch eine Stunde lang. Dann ist Schluss mit Führungen und unser Garten endlich wieder beobachtfrei. Jippie!

Morgen wie gesagt Leipzig und am Montag mit Gitarre in den Park. Hab ich irgendwie voll Bock drauf grade. Vielleicht schließt sich Maria auch noch an. Muss man abwarten.
Auch abzuwarten bleibt, ob sich Marcel[Das (un-)Mögliche ist passiert: Maria hat einen Freund ;)] morgen Abend bei Fine blicken lässt... schade eigentlich, ich witterte dort eine Chance, ihn besser kennenzulernen.
Wen ich allerdings wohl bald besser kennen lerne, das sind Theresa und Jan, die mir per SMS schöne Grüße aus Rom sandten und sich auf ein Wiedersehen in Leipzig freuen. *socializingickhördirtrapsen*

Donnerstag, August 06, 2009

Take this heart that will beat for two...

Ich bin seit ein paar Tagen von meinem Münsterausflug zurück. In Münster gab es zur Abwechslung viel Sonnenschein, nette Menschen, ein tolles Medizinerfestival, Cocktails und berauschende Filme. Mitte Ende August ist so einer gewesen. Ich möchte ihn euch sehr ans Herz legen, nicht nur wegen des wunderbaren Soundtracks von Vic Chesnutt, auch weil es sich ganz real nach Sommernacht und echten Menschen anfühlt. Beeindruckend.
Von Münster aus sind wir nach Amsterdam, Den Haag und Rotterdam gefahren und ich weiß gar nicht, wie Christian es aushält, so nah an Amsterdam zu wohnen und nicht jedes zweite Wochenende dort zu sein. Amsterdam! Eine Traumstadt! Eine, in der man sich für später ein Hausboot kaufen möchte, um zwischen Stuckdecken, alten Häusern und Grachten den Puls dieser doch jungen Stadt zu spüren. Ach, Amsterdam...
Den Haag hat allerdings ein geradezu erschlagendes Rathaus und glänzt auch sonst mit allerlei riesigen Bauten und einem Shopping District, in dem man den Jahreshaushalt Dessaus wahrscheinlich problemlos ausgeben könnte.

Und nun? Es ist ein wunderbarer Sommer, einer, der uns aushält wie wir sind. Ich dämmere zu Hause ein bisschen vor mich hin und habe das leise Gefühl, hier etwas richtig zu machen. Ganz und gar richtig. Vielleicht zum ersten Mal.