Mittwoch, April 03, 2013

#virld: Wer bin ich, warum laufe ich?

Da ich zum virtuellen Laufdings eingeladen wurde und ich mich zur Zeit nicht gerade mit Tonnen von Arbeit konfrontiert sehe, ergreife ich die Gelegenheit ein bisschen übers Laufen zu schreiben. Was das virtuelle Laufdings ist? Das erfahrt ihr hier. Vielleicht möchtet ihr auch teilnehmen? Das wäre großartig! :)

Schon die erste Frage in der Überschrift ist für mich nicht ohne Weiteres zu beantworten, also bitte ich um Verständnis, wenn der folgende Abschnitt lediglich ein Versuch bleibt, mehr ein Erhaschen-wollen als ein tatsächliches Erfassen.
Ich bin fast 25 und ich laufe jetzt seit ziemlich genau 5 Jahren regelmäßig. Damals lebte ich seit ungefähr einem Jahr in Leipzig, hatte die ersten beiden Semester hinter mir und im nachlassenden Stress fühlte sich das Leben merkwürdig hohl an und wenig befriedigend. Ich versprach mir vom Laufen ein Ziel, einen Sinn, ein Flow-Erlebnis wie ich es vom Schreiben kannte. Außerdem war ich ohnehin fast jeden Tag mehrere Kilometer zu Fuß unterwegs. Zur Psychohygiene. Weil es sich nirgends so gut nachdenken lässt (oder eben auch mal nicht denken lässt) wie in Bewegung mit ein bisschen Musik im Ohr. Also Laufschuhe besorgt und ab gings. Ich kann mich erinnern, dass der Anfang ziemlich frustrierend war. Mir ging es zu langsam. Viel zu langsam. Und das blieb auch noch eine ganze Weile so. Ich lernte nur, es zu ignorieren. Das Laufen hielt mich auf seltsame Art zusammen, auch wenn ich kein Training im eigentlichen Sinne betrieb, sondern einfach nur jeden zweiten Tag meine Schuhe schnürte und ein paar Runden im Park drehte.
Ernst wurde es erst in Wales. Das Meer, das Fehlen familiärer und sozialer Verpflichtungen, die Möglichkeit den Fokus neu zu setzen - mein Laufpensum explodierte. Inzwischen waren auf Steigerungsläufe, Bergsprints und Fahrtspiele mit von der Partie. Laufen fetze. Und vor allem beschäftigte es mich. Wenn ich abends nicht sicher war, ob ich mich aufraffen sollte, noch einmal in die Stadt zu gehen, drehte ich eine Runde auf Anglesey und stürzte mich danach ins Erasmustreiben.
Als ich aus Wales zurück kam und mitten in eine herbe post-Erasmus-Depression schlitterte (vom Herzsalat ganz zu schweigen) lief ich noch mehr, noch härter, noch länger. Ich hatte das Gefühl, dass mich allein das Laufen davon abhielt, verrückt zu werden. Wenn der Atem in den Lungen brannte und die Beine schwer waren wie Blei, dann gab es keine Gedanken, keine Gefühle, nur das Wissen, dass es noch 4 Kilometer bis nach Hause sind. Ich habe es dabei zugegebenermaßen ein bisschen übertrieben und bin auch schon mal in den Schmerz hineingelaufen... Aber: Alles geht vorbei. Irgendwann.
Heute bin ich der Meinung, dass mich auch anderes zusammen halten kann. Bouldern zum Beispiel oder die großartigen CityBootCamp Kurse oder Schwimmen. Ist alles dabei jetzt. Ich laufe immer noch viel, aber mit mehr Struktur (die 50min über 10km sollen nächstes Jahr fallen) und irgendwie auch ein bisschen entspannter. Ich probiere Dinge aus. In den Ferien Pilates und Kraftsport (wobei ich immer noch nicht sicher bin, ob so ein Fitnessstudio das richtige für mich ist...), ab nächster Woche Yoga und Rope-Skipping. Ich war immer sauschlecht im Seilspringen... aber vor kurzem haben wir das beim Bootcamp gemacht und es ging gar nicht so schlecht. Also ist das jetzt dran.

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