Mittwoch, August 08, 2007

Schöner lesen.

Ich finde, dass ich in den letzten Wochen wieder zu einem Schreibstil gefunden habe, in dem ich mich schön lese. Das ist mir zwischendurch etwas abhanden gekommen. Schön weil konfus und durcheinander und oft unverständlich aber fühlbar.

Sie hat so schöne Arme. So schön. Das habe ich heute festgestellt. Während ich Stunden zu spät kam, während ich gewartet habe auf die vielen Dingen, von denen die meisten wohl niemals passieren, während ich erzählte von diesem oder jenem und ein Lachen an die Wände warf, das echter war als die Sicherheit die ich mir und allen anderen seit Tagen vorspiele, denn ich bin mir nicht sicher, über gar nichts und wie sollte ich auch? - ich bin hier ja zum ersten Mal und während ich das dachte und wir uns über fremde Unterwäsche lustig machen, da fiel mir auf, dass sie schöne Arme hat.

Mein leben ist so ungeordnet zur Zeit. Komme ich von Treffen mit Freunden zurück erfüllt mich eine ungeahnte Leichtigkeit, das Gefühl, dass wir alles erreichen könnten, wache ich am nächsten Morgen auf, bin ich schockiert darüber, dass das Chaos noch da ist. Es passt nichts so recht zusammen zur Zeit. Mein Herzschlag nicht. Passt nicht auf die Menschen um mich herum, nicht zu der Musik die ich höre und schreibe, nicht zu meinem beinahe vorsichtigen Atem. Mein zu Hause nicht. Das relativiert sich momentan, ich weiß nicht mehr wo zu suchen geschweigedenn zu finden. Meine Nächte nicht. Passen nicht zwischen die Tage, nicht in das unendlich grell und unglaublich laut, das dieser Sommer ist, der sich immer wieder unterbricht mit betretenem Schweigen. Meine Worte nicht. Passen nicht mehr in meinen Mund, sind wie Fremdkörper hineingelegt. Ich nicht. So glücklich und friedlich und ängstlich und verstört wie Rehe im Scheinwerferlicht. Das Zittern meiner Hände nehme ich nur noch selten wahr. Es ist eben da... das ist Umbruch, ist Aufbruch, ist neu und wird es wohl bleiben eine Zeit lang, so wie alles neu ist wenn es nur in Gedanken ist und noch nicht da.

Ich kann niemanden mitnehmen. Auch nicht in Gedanken, so scheint es mir jetzt. Da wird vieles zu schwer im Brustkorb, da hat niemand Platz, wo mein Herz grade Saltos schlägt bei jedem Schritt. Es wird alles hier bleiben müssen und ich schau zurück von Zeit zu Zeit. Welche unglaubliche Gewissheit Freiheit von uns einfordert, wird mir jetzt - wahrscheinlich Leben zu spät und doch früh genug - bewusst, man muss sich sicher sein. Seiner selbst. Zumindest das.
Und da fällt mir ein Satzstück ein, dass ich vor langer Zeit gelesen habe, vielleicht wurde es mir auch vorgelesen, ich weiß es nicht mehr, so oft habe ich ihn mir vorgesagt in dem Moment zwischen zwei Herzschlägen, man kann ganze Leben bauen aus diesem einen Satzbruchstück, das wohl aus irgendeinem Gedicht stammen muss, das wohl nur geschrieben sein kann, unmöglich nur gesagt und ich mache uns eine Hoffnung daraus:
Sie leben, sie lieben, sie gehen jeden Schritt, sie tun jeden noch so kleinen Atemzug "so als wär's Gewissheit". Ich halte mich an diesen Worten aufrecht. Als wär's Gewissheit, so werden wir springen und fliegen und fallen vielleicht. Lieben auf jeden Fall. Als wär's Gewissheit. Wie auch sonst?

2 Kommentare:

  1. und aus diesem fragment, das uns im bauch herum schwirrt, wird vielleicht eines baldigen tages dann auch ein lebensgefuehl. naemlich das es gut ist, dass es so laufen muss und so laeuft. das wir genau das wollten. und dass es ploetzlich gewissheit wurde!
    natuerlich!

    mia

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  2. Ich find auch, dass du dich wieder schöner liest. Vielleicht liegt es aber auch an mir.

    Aufbruch ist hier noch nicht. Aber Freude, dass bald Aufbruch sein wird. Zum Schluss geht das bestimmt alles viel zu schnell.

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