Donnerstag, Mai 03, 2007

Ich bin um Lebenserfahrung reicher geworden

Da heute sehr viele Menschen mit dem Internet und den Suchfunktionen in selbigem umgehen können, sind einige Namen(*) geändert[Mit Mia ist ALLES in Ordnung so weit ich informiert bin - um die gehts hier nicht!].


Der gestrige Tag geht hiermit offiziell in die Reihe von nahezu historischen Punkten in meiner Ansammlung von Lebenserfahrung ein. Nicht nur, dass ich erfolgreich mein erstes längeres Arbeitsverhältnis erlangt habe(die Kasse bei EDEKA is mein!), nein, nachdem ich die ersten 2 Stunden probekassieren war, erwartete mich zu Hause ein Informationssturm der einer Google-Suche nach "Sex" alle Ehre gemacht hätte. Verschiedene Anrufe waren auf meinem Apparat eingegangen und von verschiedenen Personen entgegengenommen worden. Kaum durch die Wohnungstür bombardierte mich Oma mit einem "Maria(*) ist weg!" und erzählte kurz, dass alle schon suchen. Wenig später - ich habe bereits den Autoschlüssel in der Hand und bin auf direktem Weg in die Stadt - betritt meine Mutter die Szene, sagt dass Frau --(*) angerufen hätte, sie mache sich Sorgen, Tom(*) habe sich getrennt(warum ich an dieser Stelle nicht besonders überrascht war, kannst du dir denken) und sie sei auch nicht im Krankenhaus zum Dienst gewesen, aber irgendjemand habe sie in der Stadt gesehen... ich schlage vor bei Franzi anzurufen, vielleicht weiß die was, nur um von Oma zu erfahren, dass die schon bei mir angerufen hat. Ich blicke durch die Telefonliste nicht mehr ganz durch. Kurz versucht Maria anzurufen - Handy aus.
Ich also immer noch auf dem Weg zum Auto, da sagt Mama: "Bleib mal hier.", die bringt Ruhe rein. Wir setzen uns nach draußen, rauchen eine Zigarette, gehen Möglichkeiten durch. Bringt nichts, wenn ich da jetzt auch noch mit suche. Hat einfach keinen Sinn. Kurz nachdem mich diese Erkenntnis trifft, klingelt mein Handy. Es ist Marias Vater. Ihr Handy ist wieder an. Ich soll es mal versuchen. Mache ich dann auch und - wie durch ein Wunder - nimmt sie ab. Warum sie gerade mir das Gespräch nicht verwehrt wird mir erst 24 Stunden später klar werden. Nach 4 Minuten Schluchzen von ihr und Flehen von mir, weiß ich wo sie ist, dass ihre Portemonnaies geklaut wurden und sie Angst hat. Ich rufe also ihren Vater an, sie können aufhören mit suchen, sie kommt irgendwann nach Hause, ich fahr hin.

Glaubt man der Redensart, so habe ich auf diesen 15 Minuten Autofahrt bestimmt einige graue Haare bekommen. >Ist sie noch da, wenn ich komme?<, >hoffentlich macht sie nichts dummes<, diese beiden Gedanken wechseln sich unentwegt ab. Noch dazu ist natürlich in gerade diesem Moment kein geeigneter Parkplatz zu finden. Als ich zittrig und etwas flachatmig den beschriebenen Hauseingang gegenüber der Fahrschule finde, ist sie noch da. Ein Glück. Wir setzen uns erst mal in das restlos überhitzte Auto, wissen nicht wohin. Sie heult. Ich versuche die Möglichkeiten angesichts - ja was eigentlich? - abzuwägen. Schließlich packt sie aus. Getrennt sagt sie. Aber das weiß ich ja schon. Vielleicht schwanger. Das habe ich geahnt. Die Pille von nicht vorhandenem Geld gekauft. Das ist neu. Während ich also das Dilemma auf mich wirken lasse, fährt Franzi per Rad an uns vorbei. Wenig später klingelt Marias Handy. Ich geh ran. Es ist Franzi, die grade in Kooperation mit Kati und einer alten Frau gute Fee spielt und eines von den Portemonnaies wieder zum Vorschein gebracht hat. Natürlich nicht das mit dem Geld. Aber immerhin der Personalausweis ist wieder da.
Ich gebe Franzi unsere Koordinaten durch. Nach exzessivem Winken und der Feststellung, dass Franzi ohne Brille tatsächlich ziemlich schlecht sieht, findet sie uns. Wir machen Ortswechsel und finden uns im Schillerpark wieder, wobei Franzi mein Auto nahm(jetzt wo ich drüber nachdenke... ohne Brille! Warum hab ich sie fahren lassen??!!) und ich ihr Rad. Wir setzen uns an den See, versuchen Fische erst durch pure Gedankenkraft, später durch Kaugummi umzubringen. Nach 20 Minuten stellen wir fest, dass die Situation auch bei Sonnenlicht nicht viel mehr her macht. Wir rufen Tom an, um ihm die Aufgabe zu übertragen, Marias Eltern das alles zu erklären(auch Quatsch, wenn du mich fragst, das macht man zu zweit). Nach einigen Minuten ist man sich recht einig erstmal einen Schnelltest durchführen zu wollen und Tom macht sich auf den Weg.
Als er eintrifft zeigen die Fische erste Verendungserscheinungen. Ein wenig spät vielleicht. Wir jedenfalls machen uns geschlossen auf zum RathausCenter. Dort angekommen, stürmen wir DM(vorher machen Franzi und ich noch einen Abstecher zu Ditsch, damit sich wenigstens mein Blutzuckerspiegel freut). Maria und Tom erstehen einen Schwangerschaftstest der Marke Clearblue, dessen Verwendbarkeitszeitraum - so stellen Franzi und ich später fest - vor einem Jahr abgelaufen ist. Wir sehen uns allerdings nicht genötigt, das noch mitzuteilen, schließlich hat Maria schon einen Arzttermin. Im Parkhaus beginnt Maria die 1,5l Wasserflasche zu leeren(ich nehme an, wir sind mit dem Funktionsprinzip dieser Tests vertraut) und wir fahren zu Tobi.

Dort sitzen wir zu viert auf dessen Bett, wobei Franzi und ich Wassergeräusche imitieren, um den Wasserdurchlauf in Marias Körper zu beschleunigen. Eine Szene von abartiger Surrealität, die sich kaum überbieten lässt. Irgendwann aber ist auch das geschafft und eine Minute gespannten Wartens auf das Testergebnis tritt ein. Es erscheint nur ein Strich. Negativ. Die beiden atmen erleichtert auf, Franzi und ich lassen uns damit lieber noch Zeit. Maria hat sich zickig, weil Tom so erleichtert ist, ich versuche lieber nicht ihr klar zu machen, dass auch er - genau wie sie - gerade erfahren hat, dass er nicht wie befürchtet sehr früh und noch dazu in einer kaputten Beziehung ein Kind bekommt.
Dann löst sich unsere Krisenprozession auf. Ich nehme Maria mit zu mir, wo sie nichts isst, dafür aber viel schweigt und heult, sich von meiner Mutter ruhepolen lässt, zu Hause und bei ihren Großeltern anruft und schließlich irgendwann gegen 23 Uhr ins Bett geht.

Heute ist mir klar, warum sie mich nicht weggedrückt hat. Weil ich nichts wusste und immer noch nichts weiß. Ich hab keinen Verlauf, kein Gesamtbild, ja nicht einmal einen bruchstückhaften Abriss. Ich habe auch nicht danach gefragt. Jeder weiß etwas anderes und alles zusammen ergibt doch keinen Sinn. Ich muss es nicht verstehen. Das ist der Befreiungssatz, der für mich am Ende steht. So.

2 Kommentare:

  1. ich fänds hinreißend, würdest du derlei geschichten in zukunft nicht ins internet stellen. danke. gez. "tom"

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  2. Ja, wahrscheinlich fändest du das. Ich weiß.

    Anna

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