Freitag, Mai 27, 2011

Mein Schmerz gehört mir. Auch wenn ich ihn nicht empfinde.

Es rollt etwas auf mich zu. Etwas, das größer ist als ich selbst und dessen Herannahen sich in Erdbeben äußert. Ich stehe in verzücktem Erstaunen davor. Man muss die schiere Kraft der Gewalt, die da kommt, anerkennen. Und obwohl ich es sicher weiß - dass das ein Ende ist, vielleicht sogar das Ende, dass die Luft zum Atmen mächtig dünn wird, dass die Welt hier auf ihren Abgrund zuläuft -, glauben kann ich es nicht. Eine Welle Adrenalin reißt die Mundwinkel nach oben: Solches mitzuerleben, derartige Bewegung zu sehen, ob sie nun vernichtet oder erschafft, das hätte ich nie erwartet. Und so stehe ich gebannt. Wenn dass das Ende ist, klatsche ich begeistert Applaus.

Montag, Mai 23, 2011

Es war noch nie so schön - 555. Post

Während hier auf dem Blog ein kleines Schnapszahljubiläum vorbeizieht, ziehe ich einen Strich unter alle Teenage-Angst, unter krampfende Hände und Wartespiele. Es war noch nie so schön. Auch hier. Auch jetzt. Vielleicht hatte ich das Grün vergessen, wenn die Sonne hinter den Linden steht, vielleicht habe ich nicht bedacht, wie sich die gelben Ziegel vor dem blassblau des Unendlichsommers machen, vielleicht habe ich verdrängt, welche Kraft aus Verzweiflung wachsen kann - aber ich habs gesehen in den letzten Tagen. Hab es wieder gesehen und kann nun fast verstehen, dass man das Wunderbare des Aussichtslosen nicht fassen kann ohne den Staub, den Backstein, die übergroße Stille. Aber ich habe rotes Wasser bestellt und weißes Rauschen, einen Kolibripulsschlag und Untertitel. Jetzt warte ich. Aufs Zurück. Morgen Zug, Flug, Zug und dann wieder Meer, nicht mehr Flüsse und wenig später wohl die letzten Takte Crescendo ohne Elbe und Martini. Aber ich weiß ja, wie es geht. So ein Herz ist kein Knicklicht, es brennt ja ohnehin. Es war noch nie so schön. "Ein Gefühl vom Sommer, das schon wehtut, beim an der Ampel stehen" - dass mein Brustkorb nicht mehr geschlossen existiert, ist nicht neu - und doch. Ich hatte vergessen, wie das brennt, da wo die Stimme sitzt und dass man nicht weiß, ob man lachen muss, oder aufschreien. Diese Bilder sind für die Ewigkeit und alles, was die nächsten Schläge bis zum Fortissimo bringen, ein Gewinn. Ein Geschenk. Es war noch nie so schön.

Donnerstag, Mai 19, 2011

"I'm yours, you're mine"

Talking Turtles in my head all day: "We're both each other's heroes - I'm yours, you're mine". In related news: Germany! Dancing in Kaufland, wide range of dairy products, Halle(!), summer, thunderstorm, clean bathroom, own bed - so many things to be thankful for. 

The preparations for saturday are in full swing - tables are chosen, beer and wine is bought, flowers are ordered. It's going to be great. At least I hope so. It's going to be stressful and annoying and hopefully sunny, because rain would suck and in the end it will be just great. The ceremony in church starts at 5pm and after that we will have at least 7 hours of what will be a really exhausting party. In the garden. With green flashlights and more wine than 4 strong men could carry. And cake. And 80s music. I like.

I'm fascinated all over by this city, this country, amazed by the increased feeling of strangeness that I have walking these streets. And I miss Bangor. The Erasmus people. The sea and the tide. Even the seagulls. I don't know how to live without it yet. But that will come probably. That will come.

Dienstag, Mai 17, 2011

Kaleidoskope heart - no tomorrow for tomorrow-girl

We’re hanging on a string from the window sill of tomorrow. Cut the lifeline. Don’t anticipate. Just cherish the adrenaline rush of letting tomorrow go. Because even if there is no future, no prospect, no silver lining – you have now. Now is the only thing we ever really have. The lifeline that lets us hope for a parachute, a plan, a chance – this lifeline is only a fluke. We can’t seize tomorrow. It’s not ours. That doesn’t mean we can’t have today.

You go to the land some book has told you about. We come out of books. We carry pages and chapters around in our chests, prologues on our fingertips, epilogues on the backs of our feet. There’s dying in our eyes. But that’s alright. Today we’re beautiful. Use up all the words you have. There’s no sequel, no final version that’s still to come. Use up all the words you have, for this is our story. We need to tell it all now, tonight, before sunrise; we’re vomiting lightning as we reach out for the raindrops on each other’s skin. There’s dying in our eyes. But today we’re beautiful. Use up all the words you have.

I remember it all. Not in the right order. But I remember it all. The feeling of the ground as I lay on it. The fire in my chest. I remember it all. Putting it together differently with lots of tape. You’re looking back and you’re not seeing it. Not the plot I weaved out of all the arbitrary events. I remember it all. We are a story now. And we look at it from outside:

You: Then where was that love when we needed it most?

Me: If only I wasn’t so afraid.

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This world tosses us through the air, juggling our lives between its hands. And we lie. We feel our stomachs going queasy and our visions getting blurred and we pretend to be sure. But we don’t really know. If this is indeed sheer happiness or only the giddiness before it gets bitter. We are clinging onto this rollercoaster with white knuckles and dishevelled hair, while blood rushes to our head. And it doesn’t really matter. If we’ll get off alive. Because we are here for this ride only, for this is the only thing we feel. This is the closest we can get to reality. However nauseous it might make us feel, however surreal it might seem. This is the closest we can get. And I want to get even closer. I know my limit. And I haven’t reached it yet. I’m in for the bruises and the scars. I’m in because that’s my idea of how life works. It’s totally worth it. The tossing, the turning, the flying, the falling – it’s totally worth it. I wouldn’t trade this rollercoaster ride for anything. It’s the closest I can get to what I think is real.

Mittwoch, Mai 11, 2011

Und draußen zieht jemand die Landschaft vorbei...

Ich will etwas über mein defizitäres Zeitmanagement schreiben - und es wäre so wahr auf allen Ebenen - aber ich kann nicht, ich hab nämlich keine Zeit. Uh, oh - jetzt hab ich grad fix die Magnum-Pleasurehunt durchgezogen und dabei hab ich doch keine Zeit!
So ist es nämlich mit mir: Ich will ganz viele andere Dinge machen, anstatt diese Essays zu kloppen. Dabei ist es im Grunde nur noch eins. Nur noch eins! Klingt gut, mh? Muss aber auch bis morgen Abend fertig sein. Ätzend. Natürlich nur, weil ichs mal wieder nicht auf die Reihe bringe, mir vorher zu überlegen, wie viele Essays so in eine Woche fallen. Trotzdem.

Die anderen Ebenen auf denen mein Zeitmanagement suckt? Ach, auf allen, auf allen! Was soll ich sagen? Ich hab mir in meinem Kopf kluge Sachen ausgedacht, die ich jetzt niemandem erzählen kann, weil andere Menschen geneigt sein werden zu glauben, es wäre Schwachsinn. Die Entscheidung, ob ich mich hier gerade an Scharfsinn übertreffe oder nur mein Hirn zu Brei haue, möchte ich offen lassen. Ich werd aber drauf zurückkommen, sobald konklusive Ergebnisse vorliegen.

Samstag, Mai 07, 2011

A Priori -- Nicht zynisch werden

Ich mag es, wenn das Wetter mitspielt. Und es sieht ganz so aus, als machte sich der Himmel bereit für eine Runde Ausdauerregen. Ich campiere derweil auf meinem Zimmerboden, habe die indieste Indiemusik die ich hier ausmachen konnte aufgelegt und schlage in regelmäßigen Abständen die Fäuste gegen die Wand oder die flachen Hände auf den Boden. I'm struggling. With myself. First and foremost with myself. Because I think I get her point. But I'm not so sure about mine. I'm not at all sure that this is the right thing to do. And I think I might've missed the five seconds.

I think we've left limbo. And now one half of me is screaming: Try harder, godammit, try at all! Are you really going to let this go by?? And the other half says: Leave her be, she has to figure it out herself. It's not the same as letting it go by.
I'm unhappy with both options. And I try to remember the state of a priori gratefulness from a week ago. At this point I'd rather be the ungrateful bitch who tried harder and broke all the rest apart as well. But it is not only my heart on the line, so I try to shrug my shoulders and believe myself when I say "not ready". But I'm not sure.

Donnerstag, Mai 05, 2011

In limbo

Ich denk weiter, als ich sollte und kann nicht anders. Auf dem Heimweg heute ist mir eingefallen, dass ich dir das noch gar nicht erzählt habe. Dass ich dich meinte in Dublin. Als ich sagte, ich hätte eine Zehn gesehen - eine Zehn! -, da habe ich dich gemeint und kurz zu dir rübergeschaut und schnell wieder weg und ich war mir sicher, jeder weiß es ganz genau. Dass ich dich meine. Ich will dir das erzählen. Eigentlich gleich und sofort. Aber ich glaube, du brauchst ein bisschen Zeit und Raum. Ein bisschen Luft, um nach deinen eigenen Gedanken zu fassen, ohne dass ich meine in den Raum werfe. Also suche ich nach Zeit, die wir augenscheinlich nicht haben, weil das Semester sich dem Ende neigt. Suche nach Zeit, weil es gut ist, sich hier Zeit zu nehmen, Zeit zu lassen, einen Schritt zurückzutreten und Anlauf zu nehmen, um doch wieder kopfüber hineinzufallen. Zumindest wäre es mir am liebsten, wenn das am Ende stünde. Aber ich weiß es nicht. Weiß nicht, was noch kommt und ob noch was kommt. Aber Zeit sollst du haben, nicht hineinhetzen in diese Flutwelle. Ich derweil bin schon drin und atme Salzwasser. Das funktioniert soweit. Es funktioniert. Und wenn es dunkel wird und kalt, dann wäre es nicht schlecht, wenn irgendwoher eine Sauerstoffflasche auftauchte. Also vielleicht schaust du dich nach sowas mal um?

Mittwoch, Mai 04, 2011

Es ist doch so...

Der Boden unter meinen Füßen schlägt plötzlich Wellen und ich vermute, dass Bangor schon mal beginnt zum Abschied zu winken. Ich schiebe eine längerwerdende To-do-Liste vor mir her, schaue hinaus in die Sonne, tippe Liedzeilen in die Statusmeldungsbox von facebook, ohne Enter zu drücken und verliere Schritt für Schritt den Faden. Die Tage verschwimmen ineinander und ob etwas gestern, vorgestern oder heute war, ist kaum zu sagen. Mein Wecker macht inzwischen mit und sagt schon vor 9, dass es eins ist. Meine Post liegt immer noch im Briefkasten und wartet darauf, dass ich endlich mal wem Bescheid sage, der mir meinen Zahlencode ändern kann... Und ich weiß. Ich weiß, dass mancher darauf wartet, dass die Dinge, die da passieren, über die ich nur mittelbar im letzten Post schrieb, konkretisiert werden. Aber es gibt vermutlich noch gar nichts konkretes. Dass ich trotzdem darüber schreiben muss, dürfte einleuchten, schließlich muss Freude geteilt werden.

Montag, Mai 02, 2011

Dinge passieren

Bin ich verrückt nach dir oder bin ich nur verrückt?

My writing isn’t any more effective than yesterday. I’m reading stories about death and decay, about post-war misery and still I am not thinking in literary terms, still my thoughts are occupied by you. My mind lies there like an empty parking lot and you are drawing chalk paintings in every box.

My brain closes down; flooded with all the messages I won’t send you today. With all the messages I’m trying to memorize for tomorrow, for later, for someday. My heartbeat shakes the chair I’m sitting on – that’s how much writing I’ll get done today. I am writing them all on the inside of my skull; the texts, the shouts, the random bits and pieces that have to stay in there for now. A speech on fairness unfinished over my right ear – “there is no such thing”, would have been the point. I leave it there to finish it off later;

right and wrong – no such thing, true and false – no such thing, good and bad – no such thing; only time ticking down with every breath, every futile attempt to focus.

“Five second rule”, denke ich und halte mich bereit. Andere fragen nach dem Verhältnis von Aufwand und Ergebnis, fragen, ob es das wert ist. Ich denke „five second rule“ und hebe die Brauen; noch so eine Frage, die es sich nicht zu stellen lohnt. Ob es das wert ist?! Ich schüttle den Kopf, ungläubig; muss lachen, weil ich weiß, wie es von außen aussieht. Und verpasse es so vielleicht. „Five second rule“; wenn das hier alles – nein, falls – falls es auseinander fällt, bleiben fünf Sekunden. Fünf Sekunden, den Restherzschlag vom Boden zu kratzen, rote Schlieren über hellblaue Fliesen zu ziehen und Katalognummer und Namen darunter zu schreiben; dann ist Unglück eine Installation und kann bewundert werden auch später noch. Aber Zeit bleibt unwägbar und fünf Sekunden nur ein Symbolwert, der nicht im Kopf abgezählt werden kann. Eins vier fünf eins zwei vier drei fünf – Five Second Rule – Reihenfolge ist egal, Zeit läuft ohnehin nicht linear. Lese „Restherzschlag“, denke „reicht“. Reicht endlos.

Ein Schlagzeugsolo. Eins. Dieser Tag schreit förmlich danach. Ein Schlagzeugsolo. Ich denke „Crescendo“; hab es fünf jahrelang nicht mehr gedacht und weiß vielleicht erst jetzt wirklich was du meintest. Crescendo. Und im Hintergrund setzt mein halbes Leben zum Schleudergang an. Tag fast geschafft und die Welle, die auf mich zurollt erst ein Mezzoforte, das schon jetzt die Luft aus meinen Lungen drückt und ansetzt, meine Schlüsselbeine zu brechen. Ich nicke, entrückt lächelnd; der Bass ist nunmehr Teil meines Weltgeräuschs, mehr greifbares Objekt, als Klang. Die Vorboten der Flut wippen bereits im Takt; Salzwasser staubt vor dem heranrollenden Rauschen, das sich bricht, sich selbst einholt und übertönt. Und ich stehe atemlos davor. Crescendo.