Montag, Oktober 29, 2007

Id est.

Die Mia sagt es im letzten Kommentar so schön wie richtig: Es ist einfach.
Leipzig ist. Und das alles. Alles ist. Nichts kann nicht sein eigentlich, aber wenn ich das jetzt weiterführe, landen wir wieder bei "alles implodiert"(Grüße an Nils!).

Meine Epiphanie vom Freitag wurde übrigens durch die Beschreibung dieses Buches ausgelöst. Es erzählt von einem Ende.
Ich bin ja der Auffassung, dass jedem Ende ein Zauber innewohnt(ja, das Gleiche gilt für Anfänge) und der Herbst ja gewissermaßen auch ein Ende beschreibt, trotz Endlossommer und >Für immer 17<. Und dieser Herbst macht ja überhaupt erst unsere Unsterblichkeit möglich, dieses unmöglich-Enden-können, das da direkt auf dem Atem liegt. Denn es kann unmöglich enden. Id est. Alles hier ist. Diese übergroße neue Welt Studium, dieses junge Leben verrückt und frei, das ich geschenkt bekommen hab auf dem Weg hierher. Sie haben es wie die Flyer verteilt.
Und da mitten hinein in dieses Gefühl kommt nun dieses Buch. "Letzte Nacht". Wisst ihr was das schöne an diesem Ausdruck "Letzte Nacht" ist? Er wiegt uns in der Illusion, dass Enden etwas bündiges sind, etwas zu dem man Zeitpunkt und Ort nennen könnte. Das sind sie nicht. Auch Anfänge sind es nicht. Das ist ja das seltsame an jeglichem Geschehen in dieser Welt. Nichts ist. Alles ist. Es gibt gar keinen Anfang und auch kein Ende höchstwahrscheinlich. Es gibt keine Grenzen und keine Ordnung. Anfänge und Enden haben wir erfunden. Womöglich sind sie deswegen so faszinierend.
Stellt euch nur vor, es gäbe einen Anfang. Stellt euch vor, ihr könntet einmal einen Anfang in Echtzeit erleben. Nicht nur in der Erinnerung. Stellt euch vor, ihr könntet nur ein einziges Mal mit Sicherheit wissen: "Das ist das Ende. Genau hier und jetzt.". Und die Vereinfachung, der sich dieses Buch bedient, nämlich vorauszusetzen, dass Ende und Anfang existieren, macht uns genau das möglich. Natürlich tun das im Grunde viele Bücher und Filme, aber es ist mir eben erst bei diesem bewusst geworden.

Id est. Auch die seltsam neugierigen Menschen sind. Sind da. Kaum hatte ich meine Studivz-Nachricht auf "Anna-Luise ist gerade... die beste Version ihrer selbst. Und verliebt. Das auch", hatte ich auch schon 4 Nachrichten, was das denn jetzt genau zu bedeuten habe und wer und wo und warum und überhaupt. Id est. Ist zur Zeit alles, was ich auf solche Fragen antworten kann. Ich weiß es ja selbst kaum.

Das - für mich persönlich - schönste Hyperbaton der deutschen Lyrik und zum Thema passend:

Else Lasker-Schüler - "Ich liebe dich"

Ich liebe dich
Und finde dich
Wenn auch der Tag ganz dunkel wird.
Mein Lebelang
Und immer noch
Bin suchend ich umhergeirrt.
Ich liebe dich!
Ich liebe dich!
Ich liebe dich!
Es öffnen deine Lippen sich...
Die Welt ist taub,
Die Welt ist blind
Und auch die Wolke
Und das Laub -
- Nur wir, der goldene Staub
Aus dem wir zwei bereitet:
- Sind!

[ganz allgemein eine Frau, über die man sich ruhig mal informieren sollte. Eine Exzentrikerin. Die bis zum Ende(das es ja nicht gibt) so schreibt, als hätte ihr all das Leben nichts nehmen können. Id est.]

Während ich das so vor mich hinschreibe, schiebe ich eigentlich Latein auf. Deswegen werd ich mich dem wohl jetzt widmen. Ich umarme die Welt. Ich liebe. Id est.

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