Ich komme aus einer unheimlich flachen Gegend eines flachen Landes. Je länger ich mir die Landschaft hier anschaue, desto unnatürlicher kommt es mir vor, dass in Mitteldeutschland alles so hübsch eben ist. Aber von vorn:
Seit gestern bin ich endlich in Norwegen. Das Umsteigen in Kopenhagen und Oslo klappte problemlos und auch der Zoll interessierte sich nicht für meinen Koffer. Schon vom Flugzeugfenster aus blickte ich ungläubig auf unzählige Seen und Fjorde hinab, die im schönsten Spätsommersonnenschein unter mir dahin zogen. Als ich dann in Haugesund ankam - das übrigens tatsächlich ziemlich klein ist, aber mit einer erstaunlichen Anzahl an Supermärkten aufwarten kann -, rollte ich mein Gepäck erstmal bis zum nächsten Rimi, um das Abendbrot zu sichern. Käse, Kartoffelpfannkuchen, Haferflocken, Bananen und Erdnussbutter wanderten in meinen ohnehin schon schweren Koffer und dann saß ich noch eine Stunde in der Sonne am Busbahnhof.
Und dann Etne. Mein Wohnheim finde ich nach der Beschreibung meines Vermieters (Rune heißt er) problemlos und als ich mein Gepäck auf die Treppe zurolle, steigt er auch schon aus dem Auto, um es hinauf zu wuchten und mir das Haus zu zeigen. Es stellt sich heraus, dass ich nicht einfach nur ein Zimmer miete, sondern viel mehr ein kleines Studio komplett mit Herd, Kühlschrank, Spüle, Bad, Fernseher und allem drum und dran. Zugegeben: Viel Platz ist hier drin nicht unbedingt, aber dafür hat das Haus eine große Veranda und ein Bäcker, Rema1000 und Coop sind direkt in der Nähe.
Nachdem ich gestern Abend nur noch Koffer ausgepackt habe und ins Bett gefallen bin, stand heute eine kleine Ortsbesichtigung an. Nach einem kurzen Blick auf die Karte des Den Norske Turisforening, beschloss ich den postvegen zu suchen, da dieser Richtung Skanevik führt, gute Aussicht verspricht und sich vielleicht sogar als Laufstrecke eignen könnte. Obwohl ich das Schild mit der Aufschrit postvegen fand, habe ich den Weg wahrscheinlich doch nicht gefunden, zumindest war das Stückchen, was ich entlangging nicht zum laufen geeignet, da spätestens der abschüssige Rückweg meine Knie killen würde. Da meine Postwegexpedition aber verfrüht nach einem knappen Kilometer schon beendet war, schlug ich unten am Fuß des Hügels dann noch den Südostweg ein (Straßennamen gibt es hier nicht). Der führte mich am Rand einer schmalen, kaum befahrenen Straße zur Abzweigung zur Etne Planteskole. Überall frisch gemähtes Gras und Schafe und dann ein kleines Waldstück, aus dem Kinderlachen dringt. Sollte das die Planteskole sein? Eine Baumschule oder sowas kann ich jedenfalls nicht entdecken. Nachdem auch diese Straße in einer Sackgasse endet (vielleicht auch nur für mein ungeübtes Auge, aber ich sehe keinen Weg zurück in den Ort zu kommen ohne über diverse Weiden zu laufen oder umzudrehen), beschließe ich, wieder heim zu gehen und noch kurz einzukaufen.
So ein leerer Kühlschrank sieht ja schon ein bisschen traurig aus und als ich aus coop komme, habe ich allerhand gekauft, aber nicht das, was ich unbedingt brauche: Salz. Also werde ich gleich noch zu Rema1000 springen. Dann kann ich auch gleich einen kurzen Preisvergleich durchführen. Obwohl man ja vielleicht lieber bei der Kooperative kaufen sollte? Mal sehen, wie es wird.
Der Rundgang durchs Dorf(?) war auf jeden Fall interessant. Vor der kleinen erste Hilfe Station steht neben einem Krankenwagen auch eine Rotkreuzschneeraupe; die Straßen kommen hier größtenteils ohne Fußweg und Straßenlaternen aus, was aber offenbar kein Hindernis ist, dort einen Spaziergang mit Kinderwagen zu machen; ich habe bereits den ersten Skilift erspäht und landschaftlich erinnert mich das hier alles ein bisschen an Tirol. Etne liegt quasi im Tal und ringsherum sind Berge (oder ist das Fjell?). Den Wintereinbruch kann und will ich mir ehrlich gesagt noch gar nicht vorstellen. Aber kommen wird es ja doch :)
Das mit dem Grüßen hab ich noch nicht ganz raus. Da der Ort nicht besonders groß ist, bin ich davon ausgegangen, dass es nicht verkehrt wäre, die Menschen auf der Straße zu grüßen. Allerdings schaute mich mein erstes Versuchsobjekt so befremdet an, dass ich wirklich verunsichert war. Die beiden Frauen, denen ich noch begegnete grüßten allerdings ganz freundlich zurück. Ist also vielleicht mehr ein Frauending ^^.
Jetzt war grad der Elektriker da, weil die Fußbodenheizung in meinem Bad nicht ging und später werde ich mal meinen Mentor anrufen, damit der mit morgen die Schule zeigen kann. Oder so.
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