Sonntag, November 28, 2010

Bangor, here I come


In meinem Kopf rauscht ein riesiges "Endlich" mit der Kraft Milliarden Schneeflocken zu tragen und erinnert mich daran, dass langer Atem sich auszahlt. In Leipzig stehen nämlich inzwischen die Zeichen auf Abschied. Regal leer, Kisten im Flur, Wohnzimmer gestrichen und endlich, endlich wieder ein Ziel in Sichtweite. Die Flugtickets sind gebucht, wichtige Verabredungen für Ende Dezember geplant, Hausarbeiten allgegenwärtig und - es wird auch Zeit! - erster Advent. Ich bin schon ganz in diesem Gefühl. Vielleicht weil ich schon im April Richtung Weihnachten vorgeprescht bin und mich dann doch noch etwas gedulden musste. Gerade sind Lebkuchen im Ofen, die selbstgebacken tatsächlich schmecken und mir persönlich viel lieber sind, als die aus dem Supermarkt. In mir summt es vor Vorfreude, es zieht mich hin zu Weihnachten, schon hinein in das neue Jahr, mein Herz hat nur ein "immer voran" im Blick, während ich hier den letzten Ballast abwerfe und Frieden mache. Jetzt erst geht es. Und geht doch nur mit Gedanken an diese gleißenden Tage im Juli. Dass das so lange dauert, hätte ich nie gedacht.

Ich fühle euch gerade sehr. Und ich kann nur hoffen, dass auch ihr freudestrahlend die Hand nach den ersten Schneeflocken ausstreckt, dass auch ihr euch in den kommenden Adventswochen hin und wieder dabei ertappt, überrascht zu sein und dankbar für dieses große Glück, das wir Leben nennen.

Dienstag, November 23, 2010

Wenn Bücher zu Gläsern werden

oder zu gläsernen Häusern und die Menschen darin sind Freunde oder tragen vielleicht sogar mein eigenes Herz in der Brust, dann bleibt das Steinewerfen nicht aus:

"In all my juvenile nights, my tossing and turning, my struggling with the narrative of reality and illusion and my desperation to define everything, I never expected that love would be this: An adventurous journey, undertaken seperately to no avail other than shaping our hearts to become matching puzzle pieces, which are never to become one, always lingering in the realm of painfully incomplete perfection."

Still with Oscar.

Dienstag, November 16, 2010

Oh, Oscar....

Im Buch stirbt ein Mann genau in dem Moment, da er allen Glauben an sich, Gott und die Welt verloren hat und in Leipzig hört es nicht mehr auf zu regnen.
Ich habe gerade "Oscar and Lucinda" fertig gelesen. Eine Geschichte, die sich nicht darum bemüht ihre scharfen Kanten abzuschleifen. Sie erspart dem Leser nicht das verzweifelte Hoffen und auch nicht die Vergeblichkeit eben dieser Hoffnung. Es ist die Erzählung von zwei wilden Kindern, zwei neuen Seelen, die unbeschadet sind und neugierig und die am Ende doch erdrückt werden, die sich ergeben müssen:

"She did not expect to be happy, [...] happiness snuck up on her like a poacher in the night. [...] She had not know she was happy, but it had been silently remarked on by others [...]"
"She could marry this man, she knew, and still be captain of her soul."

Und schon während ich dieses Buch durchblättere nach geeigneten Zitaten, weiß ich, dass sie hohl klingen. Zu kitschig für zwei so unprätentiöse Charaktere, zwei Spieler, die alles setzen, als sie längst gewonnen haben.
Es nimmt mich mit. Dass es auch unüberwindbares gibt. Dass manches nicht wird. "Es ist ungerecht, Ben!"

Derweil regnet es hier seit mehr als 20 Stunden ununterbrochen. Alles schwimmt und trieft. Hell wird es auch nicht mehr. Ein Wetter zum drinnenbleiben.

Dienstag, November 09, 2010

Die Wochen sind wie ein endlos langer Tag: Die Nacht dahinter reicht nicht aus,
um alle Tänze zu tanzen, alle Frauen zu küssen, alle Träume zu träumen, die du brauchst.

Montag, November 01, 2010

que sera sera

Das Winterrad ist fahrtüchtig, die Ersti-Woche gelaufen, die Kündigungsbestätigung lässt weiter auf sich warten, am Donnerstag kommt eine Professorin aus Wales und am Mittwoch kommt schon wieder eine neue Interessentin für den FSR vorbei. Wir haben plötzlich mächtig Zulauf. Darüber möchte ich mich aber nicht beschweren. Mehr Leute heißt ja auch weniger Arbeit für mich. Hoffentlich.
Und noch einen weiteren Grund zum Nicht-Beschweren bekam ich heute direkt geliefert, als ich mich kurz mit eben jener Interessierten unterhielt: Sollte sie auch sonst nichts für den FSR tun, so habe ich in Zukunt doch wenigstens während der Sitzung was zu gucken. Und das ist auf jeden Fall positiv.

Apropos gucken, was kommt: Die Kurswahl für Bangor gestaltet sich doch eine ganze Ecke komplizierter als erwartet. Irgendwie finde ich mich auf der Website noch nicht so wirklich zurecht. Deswegen werde ich die arme Frau aus Bangor am Donnerstag erstmal mit einer Frageliste bombardieren und hoffen, dass ich dann ein wenig schlauer bin. Zu hoffen bleibt auch, dass dieses Semester irgendwie gut ausgeht, denn obwohl ich bisher erst zwei Module besuche, bin ich voll und ganz ausgelastet. BiWi beginnt erst Ende November und ich bin mir nicht so sicher, welche weltbewegenden Erkenntnisse ich da bis Januar gewinnen soll, die mir ermöglichen dort eine Prüfung abzulegen... ich bin gespannt.

Auf Herzebene: Ich musste feststellen, dass ich meine jugendlichen Egoismus zumindest soweit verloren habe, dass ich nun nicht mehr glaube, der einzige fühlende und denkende Mensch zu sein. Deswegen erscheinen in letzter Zeit häufiger Dinge nicht unbedingt mitteilenswert und ich reduziere mein Output ganz schön. Ein Prozess mit dem ich nicht ganz zufrieden sein kann, da er sich auch auf Lieder und Gedichte erstreckt, die nunmehr vielfach ungeschrieben bleiben. Oder aber unveröffentlicht. Ich versuche daran noch zu drehen und zu rütteln, aber am Ende kommt doch alles, wie es soll. Und wie es denn soll, darauf bin ich neugierig.

Die Mia ist inzwischen in Paris und muss auch nicht unter der Brücke schlafen, Claudi weilt im Norden Londons, Olli ist in Schottland, Susi grade aus New York zurück und Julia packt Koffer für Barcelona. Es scheint das akademische Jahr des großen WeitWegs zu sein und dass soviele in diesem Zeitraum gehen, stimmt mich positiv, denn das bedeutet, dass die Meisten wohl im nächsten Wintersemester wieder mit mir zusammen studieren. Großartig.
Sonst gibt es von der Studienfront ja eher ärgerliches zu hören: Sachsen will das Staatsexamen wieder einführen. Als wären die neuen Abschlüsse icht schon genug in Verruf, will man sie nun auch von offizieller Stelle nochmals abwerten. Dabei wäre es vielleicht nicht verkehrt das Geld lieber in die Verbesserung des neuen Systems zu stecken. Das hat nämlich tatsächlich Potenzial. Wahrscheinlich antizipiert Sachsen damit aber lediglich die anstehenden großen Kürzungen im Bildungsbereich, denn ohne Geld für Tutorien, Konsultationen und kleine Seminare wird es nix mit der Qualität im Bachelor und Master. Ich könnte mich aufregen! Natürlich vor allem, weil ich mich hier im neuen System abmühe... So ist das eben: Nie kann mans mir recht machen.