Ich bin noch ganz verwirrt. Ich bin in Stücke gefallen und eins geworden in gut zwei Stunden...
Ich war bei der Aufführung des Ja-Sagers und des Nein-Sagers... und ich bin heillos überflutet von Gefühlen.
Ich mag Weill. Sehr, sehr, sehr! Theresia hat die Mutter gespielt, als gäbe es kein Morgen mehr und Swantje hat mich total überrascht und vom Hocker gerissen mit ihrer zweimaligen Darstellung der Studentin... Auf Lukas hatte ich mich seit Wochen gefreut und er hat mich nicht enttäuscht: Handfestes Schauspiel und alle Dissonanzen sitzen. Auch der Chor, der so synchron den Kopf schwenkte, wie nie zuvor war einfach top. An Bianca und Frieda war sowieso nichts zu rütteln und wie sie diesen meisterhaften Dialog von Bredemeyer aufführten hat mir schlicht den Atem genommen... so viel zum rein musikalisch-schauspielerischen Aspekt.
Gefühlsmäßig bekam das nochmal eine ganz neue Qualität.
Ich fand Rike auch in mausgrauem Leinen total heiß. Dieser Erkenntnis folgte meine Verblüffung darüber, dass Luisa Cello spielt... und ich dachte noch, dass die Musik es ist, die uns am meisten trennen würde. Luisa spielt Cello... mit Hingabe. Doch damit nicht genug. Nein, es war da natürlich noch Thres. Thres, die sang: "Aber schnell! Kehre aus der Gefahr zurück!" und mich sofort hatte. Sofort. Und das nach zwei Jahren.
Ich habe mich noch nicht von diesem Wechselbad erholt, muss ich sagen. Ich zittere noch.
Nun zum Einleitungssatz... Zehn vor sieben stieg ich ins Auto und spürte bereits ein leichtes Nervenflattern. Aber die Nervösität, als ich die Turnhalle betrat, übertraf dies um vieles... Eigentlich unsinnig, schließlich hatte ich ja nichts zu verlieren... Aber ich wusste ja, wieviel Probenzeit in diese beiden Stücke investiert worden waren, ich wusste, dass die meisten Schüler quasi keine Wochenende und Ferien mehr gehabt hatten in den letzten zwei Monaten... Es musst einfach werden. Und obwohl die Premiere bereits gestern war, lagerte immer noch eine ganze Menge Druck auf den Darstellern.
Aber dann, als der Vorhang aufging und die erste Szene anfing, war ich einfach nur noch wahnsinnig stolz. Noch viel mehr natürlich in der Pause zwischen Ja- un Nein-Sager... Einfach nur sehr froh diese Menschen zu kennen, die das da so toll machen. Und plötzlich ja das Gefühl irgendwie eins zu sein mit diesem Enthusiasmus... Der Nein-Sager rief dann mit der spröden Musik bei mir beklemmungsartige Zustände hervor. Die Stimmung setzte sich im ganzen Saal fest und nach dem Schlusssatz("keiner feiger als sein Nebenmann") blieb mir nichts anderes, als aufzuspringen und zu klatschen, bis meine Hände taub waren. Und danach noch weiter. Am liebsten hätte ich gewunken und wäre auf meinem Platz rumgesprungen, so ganz war ich in diesem Moment. Und bin es noch. Möchte noch viel länger klatschen für diese außerordentliche Leistung.
Im Musikschulsommer werden die beiden Schulopern nochmal aufgeführt. Lasst es euch nicht entgehen! Das sind unsere Leute! Lasst es euch nicht nehmen, wie besessen zu applaudieren, auch wenn die anderen sich mit befremdeten Blick nach euch umsehen...
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