Ich durfte so vieles nicht vermissen in den letzten Jahren. Da waren so viele Städte, die nicht auf mich warten, so viele Straßen, die nicht meine sind, so viele Häuser, die mir nicht Zuhause werden durften. Ich hakte ab und nickte "nur nach vorn" und vergaß. Wie es ist sich zu sehnen. Nach dem Brennen in der Brust beim Anblick einer Skyline, nach vertrautem Stadtstaubgeruch, nach der Illusion des Angekommenseins. Ich verbot mir, eine Schatzstadt zu wählen und warf die alte weg, wie ein leeres Glas Erdnussbutter.
Aber vielleicht braucht es dieses Brennen, dieses Ziehen, dieses Sehnen.
Wir sind auf der Autobahn irgendwo auf dem Weg von Dresden zurück nach Hause, als es passiert. Aus den Lautsprechern tönt ein Album, dass mir mein Bruder ans Herz legen will und er springt direkt zu seinen Lieblingsliedern. Wir reden von dem Vorgängeralbum, von Weihnachten, von Musik, die wir tauschen wollen und ich höre nur mit halbem Ohr auf die Musik im Hintergrund, bis mich plötzlich ein Satz trifft wie ein Schlag in den Nacken. Mitten im Gespräch muss ich innehalten, den Blick angestrengt nach draußen wenden, weil mir unvermittelt die Tränen in die Augen schießen. Da singt ein Mann, erst nur von einem Gefühl, doch schließlich von einer Stadt - und es zieht mich dorthin! Und ich lass es zu. Ich weiß nicht, wie viele Dinge ich noch verlieren kann. Lieber werf ich mich in das Brennen, das da aufbricht. Vielleicht lässt sich so eine gewisse innere Grundspannung wieder aufbauen...
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